Pferde sind nicht nur
ganz wunderbare Tiere, sondern sie sind:
Herdentiere
Eine
Pferdeherde besteht aus einem Leithengst, der seine Herde, bestehend aus
einigen Stuten und deren Fohlen, vor Feinden verteidigt und für Nachkommen
sorgt. Die erfahrenste Stute führt die Herde zu Futter- und Rastplätzen.
Innerhalb dieser Familiengruppe bilden sich enge Freundschaften. Der
emotionale Bereich des Pferdegehirns ist genauso groß wie der bei uns
Menschen. Ihre sozialen Empfindungen sind daher durchaus mit unseren
vergleichbar.
Unsere
Pferde
leben wie ihre wildlebenden Verwandten in einer kleinen Herde von
fünf Pferden; eine verträgliche Zusammensetzung der Herde ist immer wichtig. Der Chef unserer Herde ist unser Wallach Pegasus,
Leitstute ist die Mutterstute unseres "Fohlens", Gwendoline. Unsere Herde ist sehr
friedlich und vertraut.
Verletzungen
innerhalb der Herde hatten wir noch nie, seit wir im Jahr 2006 mit der
eigenen Pferdehaltung begannen.
Fluchttiere
Pferde
leben in Steppen und anderen offenen Landschaften. Sie können nur überleben,
wenn sie schnell genug fliehen können. Ihre Sinnesorgane sind
hochempfindlich, und immer hat ein Pferd in der Herde die Aufgabe des Wächters.
Um immer fluchtbereit zu sein, dösen und schlafen Pferde meistens im
Stehen. Gesunde Pferde liegen durchschnittlich nur drei bis vier von 24 Stunden, und die Tiefschlafphase,
in der sie flach auf der Seite liegen, beträgt immer nur wenige Minuten.
Unsere
Pferde haben einen Stall mit mehreren offenen Bereichen und eine befestigte
Paddockfläche mit Laufwegen von ca 1000 qm. Sie können sich dort jederzeit
frei bewegen. Pferde wissen nicht, dass es keine Berglöwen mehr gibt, und
verhalten sich daher wie in freier Natur - sie möchten immer alles sehen
und fluchtbereit sein. Wir stellen fest, dass sie den
Stall nur als einen Ort des Schutzes vor Witterungseinflüssen ansehen und
sich ansonsten am liebsten auf dem Sandplatz oder den Laufwegen aufhalten, wo
sie einen Überblick über das haben, was um sie herum passiert.
Dauerfresser
Ein Tier
mit vollem Magen ist nicht in der Lage, schnell zu fliehen. Pferde haben
daher einen sehr kleinen Magen, der dafür rund um die Uhr mit kleinen Portionen
gefüttert werden muss. Ideal sind fettarme Gräser und Kräuter und gutes
Heu. Kraftfutter gibt es in der Natur nur zur Erntezeit im späten Sommer und in geringen
Mengen, sollte also nur in geringen Mengen auf dem Speiseplan unserer
Pferde stehen..
Eine falsche Fütterung - zB viel Kraftfutter auf einmal, nur zwei
Heumahlzeiten am Tag - sind die Hauptursache für Koliken, die häufigste
Todesursache unserer Reitpferde.
Unsere Pferde
haben über Jahre hinweg Heu ad libitum aus den von uns entwickelten Heukörben erhalten,
aus denen die Pferde ihr Heu langsam zupfen müssen. Die Heukörbe verlangsamen die
Fressgeschwindigkeit und kommen so dem Fressverhalten der Pferde in freier
Natur soweit möglich nah.
Seit zwei Jahren haben wir nun eine Raufe, die den Pferde sieben Heuzeiten, ca alle 2,5 Stunden, anbietet.
Kraftfutter (nur Hafer) in geringen Mengen, abhängig vom Bedarf eines jeden Pferdes, sowie
ab Herbst Möhren (verbunden mit Leinsamen und Öl) und Mineralfutter füttern wir individuell aus Eimern, so dass die Pferde
auch hier Seite an Seite in Ruhe und ohne Futterneid fressen können.
Lauftiere
Um
ausreichend Futter und Wasser zu finden, bewegen sich Pferde in freier Natur
bis zu 18 Stunden täglich überwiegend im Schritt und legen dabei bis zu 30
km zurück. Sie laufen in der Regel auf festen Wegen, sog. trails, von denen sie
selten abweichen und die sie über Wiesen, Wasserstellen, Wälzplätze,
Mineralvorkommen und Lavafelder führen.
Letztere dienen dem Training der Hufe, sind also eine Art natürliche Hufpflege!
Der ganze
Bewegungsapparat (Sehnen, Bänder, Gelenke) von Pferden ist darauf
ausgelegt, dass sie sich permanent bewegen, und sie können auch nur gesund
bleiben, wenn wir ihnen diese Möglichkeit auch bieten. Eine Stunde reiten
am Tag ist kein Ausgleich für 16 Stunden, die viele Pferde auch heute noch
in 10 qm großen Boxen verbringen müssen.
Unsere Pferde versuchen wir auf
verschiedene Arten zum Laufen anzuregen. Das erreichen wir durch Laufwege,
die paddock trails. Auf unserer großen Koppel (ein Hektar Fläche) haben wir einen
Laufweg außen herum angelegt, so dass die Pferde sich auch hier nach Lust
und Laune austoben können. Einmal außen herum legen sie eine Strecke von
gut 400 Metern zurück. Überhaupt regen Laufwege Pferde an, sich zu bewegen, und verteilte Heufressplätze sorgen auch für viel Bewegung.
Außerdem befinden sich auf dem Laufweg verschiedene Steine und Baumstämme, über die die Pferde
hinübersteigen müssen und die im Winter gerne beknabbert werden.
Natürlich legen sie bei uns auf "kleiner" Fläche keine 30 km am
Tag zurück, aber wir haben per GPS schon 17 km gemessen. Sie bewegen sich viel und sind entspannt und ausgeglichen!
Klimakünstler
In den
Steppen und anderen offenen Landschaften sind Pferde ständig Sonne, Regen, Wind, Eis und Schnee und
heftigsten Temperaturschwankungen ausgesetzt. Sie können damit wunderbar
umgehen und haben hervorragende Abwehrkräfte. Die für das Fluchttier Pferd
lebensnotwendige Hochleistungslunge braucht immer frische Luft, um gesund zu
bleiben.
Staub gehört nicht in die Pferdelunge.
Unsere Pferde
sehen wir oft auch im Regen oder Schnee draußen stehen, obwohl sie sich
hätten unterstellen können. Dass wir seit sechs Jahren Tierärzte nur
zu Zahnkontrollen hier hatten, spricht sicher für
sich....
Übrigens laufen all unsere Pferde barhuf und nur für Ausritte und Kutschfahrten ziehen wir ihnen
Hufschuhe an. Damit die Hufe gesund und widerstandsfähig sind, haben wir verschiedene
Untergründe geschaffen: Betonrasengitter um das Heu-to-go und das Stallgebäude herum, feinen
Biergartenriesel an der Nordseite sowie auf allen Laufwegen Natursand (0-4
mm). Auf dem Sandplatz liegt feiner Donausand. Hier reiten und longieren wir, und die
Pferde schlafen bei trockenem Wetter fast immer hier draußen. Der Sand bildet
natürlich auch einen wunderbaren Wälzplatz!
Infos zu unserem Heukorb
www.heukorb.com
https://www.youtube.com/watch?v=x8OSwXqUHp0
Auf diesen Bildern
ist der Stall teilweise noch nicht fertig. Wir haben nur
die Mauerarbeiten und die Zimmererarbeiten vergeben -
alles andere haben wir peu a peu selber gemacht.
Leider ist es viel zu wenig bekannt, dass das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz schon 2009 die
"Leitlinien zur Beurteilung von
Pferdehaltungen unter
Tierschutzgesichtspunkten" veröffentlicht hat. Es ist für uns selbstverständlich, diese Mindestanforderungen weit zu übertreffen
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